für Ensemble und Lichtkonzeption
Kompositionsauftrag vom Ensemble LUX:NM
Exzerpt
Villa Elisabeth, 30. November 2019, Berlin
Ensemble LUX:NM:
Ruth Velten - Saxophon
Vitaliy Kyianytsia - Klavier
Silke Lange - Akkordeon
Zoé Cartier - Cello
Florian Juncker - Posaune
Konzertdokument der Woche
DLF, 28. Juni 2020
Das radikale individuelle Abkapselns in den westlichen Industriegesellschaften hat ein neues Rekordhoch erreicht. In Großbritannien wurde 2018 ein Ministerium für Einsamkeit eingerichtet. Immer mehr Menschen leiden unter sozialer Isolation, Überforderung und unfreiwilliger Ausgrenzung, die u.a. durch rigorosen gesellschaftlichen Wettbewerbsdruck bis hinein in Privatestes verursacht oder verstärkt wird. Mit freiwilliger Selbstausbeutung beginnt das A-Sozialsein. Das Werk versucht die Wand der Empathielosigkeit durch erzählerische bzw. lyrische Solo-Passagen aber auch durch lautes zusammenklingendes Geschrei zu durchbrechen.
Im Stück hautwärts – ein Auftragswerk der Berliner Formation LUX:NM – möchte Komponist Eres Holz das Publikum unmittelbar ansprechen. Sein Ziel ist es, den emotionalen Kern seiner Hörerinnen und Hörer zu erreichen. Holz verwendet nicht-tonale Klänge und Mikrotöne, aber seine Musik ist nicht abstrakt, sie wirkt existenziell und greift tief in Bereiche des Seelischen.
Konzertdokument der Woche 2020
28/06/2020
Den Anfang des Novitätenreigens macht hautwärts (2018) für Saxofon, Cello, Posaune, Akkordeon und Klavier von Eres Holz. Das 28-minütige Werk organisiert sich vierteilig. Vier Soli-Passagen sind jeweils vier Gipfel-artige Tutti-Passagen zugeordnet. Lange Soli von Akkordeon, Klavier und Cello eröffnen hautwärts, am Ende steht eine lange, klanglich instabile Ausklangphase mit ruhigen Akkorden des Klaviers. Zwischen die „Soloauftritte“ der verschiedenen Instrumente schieben sich also jeweils energetische Tuttiblöcke, pulsierende Bereiche, die sich, halb Zustand, halb Prozess, mit zäher Gewalt der Phantasie bemächtigen. Was an dem israelischen Komponisten Eres Holz fasziniert, ist die Fähigkeit, scheinbar unbegrenzt fließendes, vielstimmige organisiertes Material so zu ordnen, dass die Musik einen Zustand von Ordnung und Kontrolle erreicht, der der Komposition ihre luzide Souveränität verleiht. Bei Eres Holz gibt es Schönheit und Komplexität nebeneinander.
Gerne mag man dem Werk wiederbegegnen.
Anton Schlatz
LUX:NM in der Villa Elisabeth
Berlin 12/2019