für Orgel
für Dominik Susteck
Kompositionsauftrag des Deutschlandfunkes
orgel-mixturen, sankt peter, köln
deutschlandfunk, 1. oktober 2017
dominik susteck
- orgel
michael sattelberger - assistent
frank kämpfer - redakteur
christoph rieseberg - tonmeister
Klassikwelt: Tage der Alten Musik
Radiobremen, Oktober 2019
Atelier neuer Musik
DLF, Juli 2018
Poeme und Kadenzen
DLF, Dezember 2017
Das Stück „MACH“ für Orgel besteht aus harmonischen Fortschreitungen, die sich in ihrer Stimmführung den Schlusswendungen („Klauseln“) der mittelalterlichen Musik ähneln.
Klausel bezeichnet in der abendländischen Musiktheorie seit dem 12. Jahrhundert eine formelhafte Wendung, die in mehrstimmiger Musik zur Artikulation eines Abschlusses verwendet wird. „Kadenz“ zielt auf die Klangfortschreitung, die aus der Kombination mehrerer Klauseln (Stimmführungen) besteht.
[Quelle: Wikipedia]
Das Stück besteht aus Intervall-Auflösungsregeln: z.B. Prime führt zur Quarte, kleine Sekunde zur Quinte, große Sekunde zur Quarte...Tritonus zur Quinte.
Da es sich um einen vierstimmigen Satz handelt, wird es nach unterschiedlichen Kriterien entschieden welches Intervall im Akkord laut der Regeln aufgelöst wird.
Dabei entsteht eine ungeheuer farbige Akkordverkettung, die einerseits ständig in Bewegung bzw. in Verwandlung ist, anderseits manifestieren sich durch die stabilen reinen Intervalle in den Schlusswendungen eine Art harmonische Zentren. Das Stück inszeniert also eine Gleichzeitigkeit von Abschlüssen und Eröffnungen. Vereinfacht gesagt: der große Teil des Stückes besteht ausschließlich aus Kadenzen. Jede Kadenz hat besondere Klangfarbe und impliziert dabei einen dramaturgisch- formalen Prozess. Die spiralartige Beziehung zwischen den Prozessen trägt dazu bei, das musikalische Erlebnis zu transzendieren.
Verblüffend wie es sich anhört: die alten Schlusswendungen wirken als seien sie der Kern aller Epochen der Musikgeschichte...
Diese Technik habe ich im Schlusschoral von „Vier Schatten“ (2013) für Blechbläserquintett zum ersten Mal eingeführt.
Beispiele:
Vier Schatten (2013) für Blechbläserquintett (Schlusschoral)
Takt 226 bis 250 (Ende)
Kaddisch nach Allen Ginsberg (2015) für Bariton und Ensemble
Takt 114 bis 173
Kaddisch nach Allen Ginsberg (2015) für Bariton und Ensemble
Takt 303 bis 309 (Ende)
Kataklothes (2015) für großes Ensemble
Takt 144 bis 197
Schakalkopf (2016) für Flöte, Klarinette, Violine, Viola und Cello
Takt 1 bis 68
   
»MACH ist der Imperativ von machen, eine Form der Aufforderung, Befehl oder Einladung«, schreibt Eres Holz
in einer kurzen Einführung zu MACH, und er präzisiert: »MACH ist eine
Art Einladung, das zu machen, was nicht trivial ist«.
Es ist in der Tat keineswegs
trivial, was Eres Holz seinem Soloinstrumentalisten aufgibt. Zum einen handelt es sich
um ein hochvirtuoses Stück. Zum anderen folgt Eres Holz hier auch formal einem komplexen Plan.
MACH, so Holz, »folgt der Idee formaler und lokaler Differenzen. Die Kontraste zwischen den musikalischen
Objekten (lokal) und den Teilen (global) ermöglichen eine hierarchische Organisation erkennbarer musikalischer
Beziehungen. Die hierarchische Organisation war nicht im Interesse einer komplexen oder abstrakten Konstruktion
gedacht, sondern sie verleiht dem Ganzen einen rhetorischen Charakter.«
Im OEuvre von Eres Holz taucht der Titel MACH gleich mehrfach auf. Es gibt (bisher) vier verschiedene Versionen, für Trompete, Klavier, Klarinette und Orgel. Die Fassung...«
Rainer Pöllmann
Ultraschall: Festival für zeitgenössische Musik, Deutschlandradio Kultur
Berlin 2018
Unter dem gleichen Titel komponierte ich 2011, 2013 und 2017 hochvirtuose Solostücke für Trompete, Klavier und Klarinette.