Eres Holz

MEDIA

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27. November, 2023

Musik Panorama: Ein Mensch erkennt, dass er nie ein Mensch war

Forum neuer Musik 2023: Auf der verzweifelten Suche nach Normalität

Frank Kämpfer

Ausschnitt

Zwischen Susanne Kerckhoffs „Berliner Briefen“ und Eres Holz‘ neuer Ensemblemusik zeigt sich ein Panorama bestürzender Texte und Kompositionen. Vermeintlich harmloses Material wird dabei plötzlich beredt. Ein Abend mit Olaf Reitz, Amira Elmadfa und dem E-MEX Ensemble.

Welche Gefühlslagen kursieren – angesichts der Ruinen, der Lager, angesichts Hitlers Ende und der Gegenwart der Besatzungsarmeen? Susanne Kerckhoffs „Berliner Briefe“ bringen es auf den Punkt. Verbunden mit Texten von Hannah Arendt, Inge Müller und Hans Magnus Enzensberger artikuliert sich deutsche Nachkriegswahrnehmung hier als bestürzend unerledigt, ja aktuell.

Verschüttete Botschaften werden beredt

Auch scheinbar harmlose Kompositionen von Hermann Reutter, Boris Blacher und Ernst Hermann Meyer werden in solchem Zusammenhang plötzlich beredt. Im Untergrund des musikalisch-literarischen Flechtwerks wirken zudem höchst gegensätzliche Urheber-Biografien. Der Abend mündet in die Uraufführung eines Ensemblewerks des israelisch-deutschen Komponisten Eres Holz, das verdrängte Kriegserfahrungen thematisiert.

Es ist von Svenja Goltermanns Publikation „Die Gesellschaft der Überlebenden“ inspiriert. Holz will mit seinem Stück „Ein Mensch erkennt, dass er nie Mensch war“ Spuren kriegerischer Gewalterfahrung in der menschlichen Psyche nachgehen.

   

Schuld ohne Sühne

Klänge von verstörender Schönheit benennen Unsägliches, Unvorstellbares: Sanft klagende Holzbläserlinien stehen im Raum, vereinigen sich mit Akkordeon, Cello und Violine zu dichten Klangflächen, unmerklich in elektronischer Weiterführung erstarrend. Bedrohliche Untertöne fügen Klavierbass, Schlagzeug und gestopfte Posaune hinzu, harte Akzente, die zum Schluss in Fortissimo-Schläge ausarten, die zusammenzucken lassen. Chaos ist die Folge, Zerfall, in dem nur ein mikrotonales Wimmern bleibt. Eres Holz komponiert die Psychose, die Paranoia, die Orientierungslosigkeit, den Sinnverlust. Sein vom Deutschlandfunk in Auftrag gegebenes […] Werk für neun Instrumente, Elektronik und Textprojektion thematisiert Gewalterfahrungen von Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg.

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Isabel Herzfeld

Forum neuer Musik 2023

NZM - Neue Zeitschrift für Musik

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#1_2024

Auferstanden aus Ruinen

Nachkriegsmusik beim „Forum neuer Musik“ des Deutschlandfunk Köln

Holz verharmlost nicht die Verbrechen, sondern vermittelt eine zu allen Zeiten nötigen humane Botschaft: Statt in starre Freund-Feind-Schemata zu verfallen, müssen wir zu verstehen versuchen, warum jemand anders ist, denkt und handelt. Denn das ist eine Voraussetzung für Demokratie, Freiheit und Frieden.

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Rainer Nonnenmann

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Dezember 2023

Das hat mein Heimatgefühl hierzulande tief verletzt

Der israelisch-deutsche Komponist Eres Holz über Terror, Trauma, Teilnahmslosigkeit

[...] Ich wünschte, die Menschen, besonders diejenigen, die nicht direkt in dem Israelisch-Palästinensischen Konflikt involviert sind, würden sich wirklich um den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern bemühen und in dieser furchtbaren Zeit gemeinsam mit ihnen hoffen, Zuneigung zeigen, anstatt nur eine Seite zu bevorzugen, während die andere noch ihre Toten beerdigt.

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Eres Holz

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Dezember 2023